Armut in den Ländern

Armut in den Ländern

Infografik Nr. 286344

Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60% des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung erzielt. Aber woran wird gemessen? Am mittleren Einkommen ganz Deutschlands oder an dem des eigenen Bundeslandes? Je nachdem, welcher Maßstab verwendet wird, fällt das Ergebnis ganz unterschiedlich aus.

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Die materiellen Lebensverhältnisse in den deutschen Bundesländern weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Das zeigen regionale Auswertungen von Statistiken zur Einkommenslage der Haushalte, zur Grundsicherung oder zur Arbeitslosigkeit. Auf Grundlage des Mikrozensus liegen seit 2005 auch Vergleichszahlen zur Armutsgefährdung in den Ländern vor.
Für den Armutsvergleich der Länder wurde die international gebräuchliche Definition übernommen: als armutsgefährdet gelten danach Personen, die über weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügen. Der Schwellenwert der Armutsgefährdung ist somit keine fixe Größe, sondern steht in Beziehung zum Wohlstandsniveau der Gesellschaft und verändert sich mit der allgemeinen Einkommensentwicklung. Ausgangspunkt für den Armutsvergleich ist das Pro-Kopf-Einkommen. Dieses lässt sich nicht unmittelbar erfragen (oft sorgt zum Beispiel ein Hauptverdiener für mehrere Angehörige ohne eigenes Einkommen) und muss daher erst aus der Aufteilung der Haushaltseinkommen nach dem Bedarf der einzelnen Haushaltsmitglieder hergeleitet werden. Dabei wird die erste erwachsene Person mit dem Wert 1 gewichtet, weitere Erwachsene mit dem Wert 0,5, Kinder mit dem Wert 0,3 (siehe dazu auch ZAHLENBILD 286 335).
Geht man vom so errechneten Pro-Kopf-Einkommen aus und nimmt das mittlere Einkommen für die gesamte Bundesrepublik als Bezugsgröße, war in Bayern 2022 etwa jeder achte Einwohner (12,7 %) armutsgefährdet, in Nordrhein-Westfalen hatte dagegen jeder fünfte (19,5 %) ein Armutsrisiko und in Bremen sogar mehr als jeder vierte (28,4 %).
Die Pro-Kopf-Einkommen in den ostdeutschen Flächenländern sind zwar insgesamt niedriger, aber auch gleichmäßiger verteilt als im Westen. Die Spanne zwischen „oben“ und „unten“ ist also geringer. Dies zeigt sich auch, wenn das Armutsrisiko auf das mittlere Einkommen des jeweiligen Landes (und nicht auf das des Bundes) bezogen wird. So waren in Mecklenburg-Vorpommern auf den Bund bezogen 18,7 % der Bevölkerung armutsgefährdet, an den landesspezifischen Einkommensverhältnissen gemessen hingegen nur 14,2 %. Und Sachsen wies bei landesinterner Betrachtung mit 12,5 % sogar die niedrigste Quote aller Bundesländer auf, während im reichen Hamburg 20,4 % der Bevölkerung unterhalb der für den Stadtstaat berechneten Armutsgefährdungsgrenze lebten.

Ausgabe: 11/2023
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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