Modern Monetary Theory (MMT)

Modern Monetary Theory (MMT)

Infografik Nr. 200319

Aus den USA kommend gewann die "moderne Geldtheorie" in den langen Jahren der Niedriginflation zahlreiche Anhänger. Ihre Grundidee: Ein Staat, der seine eigene Währung ausgibt, kann der Wirtschaft so viel Geld zukommen lassen, dass alle Ziele erreicht werden. Ein Zuviel wird durch höhere Steuern aus dem Verkehr gezogen. Diese Lehre stößt aber auch auf scharfe Kritik.

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Staaten brauchen Geld, um politische und gesellschaftliche Ziele zu erreichen. Es gibt aber regelmäßig politischen Streit darüber, woher das Geld genommen werden soll. Während die einen eine Abschaffung der Schuldenbremse fordern, wünschen sich andere einen sorgsameren Umgang mit den Steuergeldern.
Eine neue Geldtheorie, die Modern Monetary Theory (MMT), die vor dem Hintergrund langjährig niedriger Inflation an Popularität gewonnen hat, betrachtet das Problem nun von einer anderen Seite her. Sie stellt die Fiskalpolitik eines souveränen Staates, der seine eigene Währung herausgibt, in den Mittelpunkt ihrer Analyse. Im traditionellen Verständnis der Geldpolitik gehen die meisten Ökonomen davon aus, dass die Staatsausgaben durch Steuern der Wirtschaftssubjekte finanziert werden. Für die MMT ist diese Grundannahme falsch. Vielmehr verlaufe der Prozess in umgekehrter Richtung: Zuerst tätige der Staat seine Ausgaben mit dem von ihm bzw. der Zentralbank geschaffenen Geld. Erst dann fließe es von den Empfängern der Zahlung in Form von Steuern an den Staat zurück. Weitere Thesen der MMT: Die finanzielle Lage eines Staats mit eigener Währung ist nicht mit der eines Privathaushalts oder eines Unternehmens zu vergleichen. Da er die Geldschöpfung in der Hand hat, ist er in seinen Haushaltsentscheidungen nicht beschränkt und kann stets allen finanziellen Verpflichtungen nachkommen. Dabei wird unterstellt, dass Regierung und Zentralbank an einem Strang ziehen bzw. zu einer Einheit verschmolzen sind.
Diese Annahmen der MMT eröffnen dem Staat einen weitreichenden Handlungsspielraum. Wofür dieser Spielraum eingesetzt wird, entscheidet sich nach den politischen Mehrheitsverhältnissen. Wird die heute vorherrschende Geldpolitik nach den Vorstellungen der MMT durch Fiskalpolitik ersetzt, bestimmt der Staat durch seine Ausgaben, wie viel Geld geschaffen wird, und durch seine Steuergesetze, wie viel davon wieder zurückgeführt wird. So werde ein massiver Geldüberhang vermieden und gleichzeitig stehe genug Geld zur Verfügung, um zentrale politische Ziele zu erreichen. Viele Vertreter der MMT sehen ein solches Ziel in der Vollbeschäftigung.
Kritik an der MMT richtet sich vor allem dagegen, dass sie die Gefahr der Inflation bei einer Ausweitung der Geldmenge nicht ernst nimmt und die Finanzmärkte ebenso wenig berücksichtigt wie die außenwirtschaftliche Verflechtung der Staaten. Gleichzeitig setze sie zu viel Vertrauen in die Angemessenheit und Zielgenauigkeit der staatlichen Ausgabenpolitik, zumal wichtige institutionelle Kontrollen des Regierungshandelns außer Kraft gesetzt würden.

Ausgabe: 12/2023
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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