Freihandel gegen Protektionismus
Infografik Nr. 200247
Die Idee des Freihandels steht am Beginn der modernen Volkswirtschaftslehre, als deren Begründer der britische Ökonom Adam Smith (1723-1790) gilt. In seinem Hauptwerk „Der Wohl ...
Die Idee des Freihandels steht am Beginn der modernen Volkswirtschaftslehre, als deren Begründer der britische Ökonom Adam Smith (1723-1790) gilt. In seinem Hauptwerk „Der Wohlstand der Nationen“ von 1776 setzte er sich kritisch mit der damals unter den europäischen Fürstenhäusern vorherrschenden Wirtschaftspolitik, dem Merkantilismus, auseinander. Im Merkantilismus wurde Handel als Nullsummenspiel gesehen: Importe führen zum Geldabfluss, nur Exporte fördern den Wohlstand. Hauptziel war es daher, Exportüberschüsse zu erzielen, unter anderem durch Zölle und Importverbote – es handelte sich also um eine frühe Form von Protektionismus. Dagegen setzte Smith ökonomische Argumente, die darlegen, dass von freiem Handel alle profitieren, und die auch heute noch die Basis der Freihandelstheorie bilden: Grundlage des Wirtschaftens sind der menschliche Tauschtrieb und das Eigeninteresse, die dann am produktivsten wirken, wenn ihnen freier Lauf gelassen wird; wenn jedes Land sich auf die Güter spezialisiert, die es am kostengünstigsten herstellen kann, profitieren alle Länder. Die neuere Handelstheorie fügte noch weitere Argumente hinzu, die alle im Kern auf die Effizienz des freien Handels abstellen.
Darüber hinaus lassen sich aber auch politische Argumente für den Freihandel anführen. Das gewichtigste geht auf Immanuel Kant (1724-1804) und dessen Schrift „Zum Ewigen Frieden“ (1795) zurück: „Es ist der Handelsgeist, der mit dem Kriege zusammen nicht bestehen kann.“ Da Handel wechselseitige Abhängigkeiten schaffe, würden Kriege ökonomisch zu kostspielig und daher vermieden. In der Praxis sehen sich Vertreter dieses Arguments durch die Geschichte der EU bestätigt, die mit ihrer Handelsverflechtung nach Jahrhunderten regelmäßiger Kriege endlich Frieden in Europa geschaffen habe.
Auch wenn sich heute die meisten Ökonomen einig sind, dass Freihandel wo immer möglich anzustreben ist, gibt es einige durchaus vernünftige Gründe für Protektionismus. Das gilt besonders für Entwicklungsländer, die ihre jungen und (noch) nicht wettbewerbsfähigen Industrien vor ausländischer Konkurrenz schützen müssen. So verfuhren übrigens auch die heutigen Industriestaaten, die sich unter weitgehender Abschottung ihrer Volkswirtschaften industrialisierten und erst dann ihre Handelsgrenzen öffneten, als ihre Industrien stark genug waren. Außerdem können protektionistische Maßnahmen sinnvoll sein, um über strategisch wichtige Branchen wie Rüstung oder Energieversorgung die nationale Kontrolle zu behalten. Auch kann es politisch gewollt sein, bestehende wirtschaftliche Strukturen und damit verbundene Arbeitsplätze zu erhalten, die ohne entsprechenden Schutz im internationalen Wettbewerb untergehen würden.
Ausgabe: | 08/2017 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |