Wohnungsbau in Deutschland
Infografik Nr. 378510
Zwischen Höhen und Tiefen schwankte die Entwicklung des Wohnungsbaus in Deutschland seit der deutschen Einigung. Seit einigen Jahren hinkt die Entstehung neuer Wohnungen dem Wachstum der Bevölkerung hinterher. Zunehmende Knappheit droht durch den Rückgang der Fertigstellungen auf Grund der Inflation und steigender Zinsen. Ein Überblick über den Zeitraum seit 1991!
Die Beschaffung von Wohnraum war in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg auf Jahrzehnte hinaus eine der dringlichsten sozialpolitischen Aufgaben. Im früheren Bundesgebiet, wo 1961 rund 30 % mehr Menschen lebten als 1939, blieb zur Verwaltung des Mangels bis in die 1960er Jahre die Wohnungszwangswirtschaft bestehen. Mit der Förderung des Sozialen Wohnungsbaus übernahm der Staat daneben eine Schlüsselrolle bei der Deckung des dringendsten Wohnungsbedarfs. Zwischen 1949 und 1980 wurden in der Bundesrepublik 16,5 Mio Wohnungen fertiggestellt. Als Mitte der 1980er Jahre der Wohnungsbedarf gedeckt schien, sank die Bauproduktion deutlich ab. Schon bald mehrten sich aber die Anzeichen eines neuen Wohnungsmangels, die sich Anfang der 1990er Jahre mit der Zuwanderung aus Ostdeutschland und Osteuropa noch verdichteten. Steigende Mieten sorgten dafür, dass wieder mehr in den Wohnungsbau investiert wurde. Seinen Höhepunkt erreichte der neue Bauboom in Westdeutschland 1994/95 mit jeweils rund 500 000 fertiggestellten Wohnungen.
Für die ehemalige DDR blieb das Wohnungsproblem bis zuletzt ungelöst. Ein Wohnungsmarkt existierte nicht: Wohnraum unterlag als Mangelobjekt der staatlichen Zuteilung. Nachdem die Wohnungszählung von 1971 erschreckende Mängel aufgezeigt hatte, wurde ein Bau- und Sanierungsprogramm beschlossen, demzufolge bis 1990 rund 2,8 bis 3 Mio Wohnungen neu gebaut oder modernisiert werden sollten. Ein Großteil dieser Wohnungen entstand in den Plattenbauten neuer Großsiedlungen, während der Altbaubestand zusehends verfiel. Nach der „Wende“ erlebte der Wohnungsbau im Osten in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre einen Boom, der aber bald wieder abflachte. In den von Abwanderung betroffenen Regionen häuften sich die Probleme des Wohnungsleerstands; um hier Entlastung zu schaffen, wurden im Rahmen des „Stadtumbaus Ost“ ab 2002 rund 350 000 Wohnungen abgerissen.
Die Auseinanderentwicklung von wachsenden und schrumpfenden Regionen in Deutschland und die verstärkte Zuwanderung aus dem Ausland ließen neue Ungleichgewichte in der Wohnungsversorgung entstehen, zumal sich der Wohnungsbau nach langer Rezession erst ab 2011 wieder erholte. Steil ansteigende Mieten in einigen Ballungsgebieten verschärften den Mangel an erschwinglichem Wohnraum. Immerhin kletterte die Zahl fertiggestellter Wohnungen 2019-2022 auf rund 300000 pro Jahr, ehe die steigenden Zinsen die Baukonjunktur wieder abbremsten. Ob das Ziel der Regierung, jährlich 400000 neue Wohnungen zu schaffen, erreicht wird, erscheint fraglich. Der Wohnungsbestand belief sich Ende 2022 auf 43,4 Millionen.
Ausgabe: | 10/2023 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |