Handwerk in Deutschland
Infografik Nr. 347255
Das deutsche Handwerk umfasst rund 150 Gewerbe, deren Schwergewicht auf der lokalen, kundennahen Produktion liegt. Dazu gehören derzeit 53 zulassungspflichtige Gewerbe (laut Anlage A der Handwerksordnung), deren Betrieb in der Regel einen Meisterbrief voraussetzt, und 42 zulassungsfreie Gewerbe (laut Anlage B1), für die der Meisterbrief nicht mehr zwingend verlangt wird. Hinzu kommen die einfacheren handwerksähnlichen Gewerbe (laut Anlage B2), die zum Teil aus der Spezialisierung auf einzelne Tätigkeiten eines Handwerks hervorgegangen sind (z.B. Änderungsschneider, Bodenleger).
Wirtschaftlich bewegt sich das Handwerk auf solidem Boden. Nach den Verwerfungen durch die Finanzkrise 2009/10 und die Eurokrise 2012/13 befand sich dieser mittelständische Wirtschaftsbereich durchgängig auf Wachstumskurs. Alle Handwerksbereiche, vor allem das Bau- und Ausbaugewerbe, profitierten von der durch steigende Beschäftigung und niedrige Zinsen kräftig belebten Binnennachfrage. Erst die Corona-Pandemie 2020 versetzte einigen Branchen wieder einen Dämpfer.
Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) waren 2020 rund 1,02 Mio Betriebe bei den Handwerkskammern eingetragen, davon 68% als zulassungspflichtige Gewerbe. Das Handwerk stellte damit mit als ein Viertel (29 %) aller gewerblichen Betriebe in Deutschland. Nach der deutschen Einigung hatte der Bestand an Handwerksbetrieben zunächst nur verhalten zugenommen. Dann löste die Handwerksreform 2004 eine Gründungswelle aus, mit der die Zahl der Betriebe – vor allem in Gewerben ohne Meisterzwang – kräftig anstieg. Die Beschäftigung im Handwerk befand sich allerdings lange im Rückwärtsgang. Mitte der 1990er Jahre gaben die handwerklichen Betriebe schätzungsweise 6,6 Mio Menschen Arbeit. Bis 2010 sank die Zahl der Arbeitsplätze auf 5,6 Mio, ehe sich die Entwicklung stabilisierte. 2020 zählte das Handwerk trotz eines Rückgangs auf Grund der Corona-Pandemie immer noch mehr als 5,6 Mio Beschäftigte. Damit stellte es jeden achten Arbeitsplatz (13 %) in Deutschland. Noch weit größer ist die Bedeutung des Handwerks für die Ausbildung: mehr als jeder vierte Azubi (28%) lernte 2020 in einem Handwerksberuf.
Wie die Beschäftigung zeigte auch die Umsatzentwicklung im Handwerk lange Zeit nach unten. Nach anhaltenden Umsatzverlusten trat jedoch 2006 ein Umschwung ein. 2020 lag der Umsatz des gesamten Handwerks bei 650 Mrd €. Von der Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft in diesem Jahr entfielen auf das Handwerk 252 Mrd € (8 %).
Ausgabe: | 11/2021 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |