Sparen und Sparquote

Sparen und Sparquote

Infografik Nr. 468610

In Deutschland wird traditionell mehr gespart als in vielen anderen Ländern. Gerade in Krisenzeiten verstärkten die Haushalte meist ihre Sparanstrengungen. In der Corona-Pandemie kam noch ein anderer Grund dazu: Wegen Lockdowns und Lieferschwierigkeiten konnte oft gar kein Geld ausgegeben werden. Das ZAHLENBILD verfolgt die Entwicklung des Sparens und der Sparquote seit 1990.

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Die privaten Haushalte geben den weitaus größten Teil ihres verfügbaren Einkommens für den Konsum aus, sei es für den laufenden Lebensunterhalt oder für einmalige größere Anschaffungen. Was übrig bleibt, gilt aus volkswirtschaftlicher Sicht als Sparen. Die Sparquote zeigt an, wie viel Prozent des verfügbaren Einkommens zurückgelegt und damit dem privaten Konsum entzogen werden.

In Deutschland steht das Sparen traditionell viel höher im Kurs als in vielen anderen Ländern – eine Folge der verstörenden Erfahrungen mit zwei Weltkriegen, mit Inflation und Währungsreform und den dadurch ausgelösten Vermögensverlusten. So legten die deutschen Haushalte, als sie nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu Arbeit und Verdienst kamen, alsbald ein finanzielles Polster für „schlechte Zeiten“ an. Zwischen 1950 und 1970 kletterte die Sparquote im damaligen Bundesgebiet fast kontinuierlich von 4,2 % auf 14,7 % des verfügbaren Einkommens. In der Wirtschaftskrise Mitte der 1970er Jahre verstärkten die Haushalte ihre Sparanstrengungen noch.

Zwischen Konsum und vorsorglichem Sparen bewegte sich das Verbraucherverhalten seit 1990 auch im gesamtdeutschen Rahmen. Je stärker die Risiken des wirtschaftlichen und sozialen Umbruchs erfahren wurden, desto mehr setzten die Menschen im Osten wie im Westen darauf, sich durch Sparen gegen mögliche Wohlstandseinbußen abzusichern. Die hohe Sparquote des Jahres 1991 (12,9 % des verfügbaren Einkommens) konnte im Verlauf des Jahrzehnts aber nicht gehalten werden. Ursache dafür war die hohe Arbeitslosigkeit, die mit wachsender Dauer viele Haushalte um ihre Sparfähigkeit brachte. Kamen sie wieder besser zurecht, holten sie zunächst die aufgeschobenen Anschaffungen nach. So erreichte die Sparquote 2000 mit 9,3 % einen Tiefpunkt.

In der als unsicher empfundenen Wirtschaftslage der folgenden Jahre bremsten die Haushalte ihre Konsumausgaben. Auch rückte die Notwendigkeit einer ergänzenden Altersvorsorge ins öffentliche Bewusstsein. Infolgedessen kletterte die Sparquote bis 2008 auf 10,9 %, ehe die anhaltende Belebung auf dem Arbeitsmarkt dem Konsum wieder Auftrieb gab. Ab 2014 stieg die Sparquote erneut – und das trotz der niedrigen Zinsen für viele beliebte Anlageformen. Geradezu dramatische Auswirkungen hatte dann aber die Corona-Pandemie im Jahr 2020. Weil auf der einen Seite die Konsumausgaben der privaten Haushalte einbrachen, blieb auf der anderen Seite mehr denn je fürs Sparen. Die Sparquote schoss auf 16,5 % nach oben. Erst 2022/23 erreichte sie wieder annähernd „normale“ Werte.

Ausgabe: 03/2024
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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