Kapital statt Arbeit?
Infografik Nr. 479720
Das Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik Deutschland stieg zwischen 1995 und 2015 von 1,90 auf 3,03 Billionen €. Die preisbereinigte („reale“) Wirtschaftsleistung erhöht ...
Das Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik Deutschland stieg zwischen 1995 und 2015 von 1,90 auf 3,03 Billionen €. Die preisbereinigte („reale“) Wirtschaftsleistung erhöhte sich in diesem Zeitraum um 30 %. Am Arbeitsmarkt ging dieser Zuwachs jedoch lange Zeit vorbei, denn die Zahl der Erwerbstätigen schwankte über viele Jahre im Bereich zwischen 38 und 40 Millionen, ehe sie ab 2006 kräftiger anstieg. Der mangelnde Beschäftigungseffekt des wirtschaftlichen Wachstums tritt noch deutlicher in Erscheinung, wenn man nicht die Zahl der Erwerbstätigen, sondern das Arbeitsvolumen, das heißt die Summe der von den Erwerbstätigen jährlich geleisteten Arbeitsstunden, ins Auge fasst. Nach den Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurden in Deutschland 1995 rund 58,0 Milliarden Arbeitsstunden erbracht. Bis 2005 ging die gesamtwirtschaftliche Arbeitszeit auf 55,5 Mrd Stunden zurück. Seitdem nahm sie wieder zu, allerdings mit einem scharfen Rückschlag im Rezessionsjahr 2009. Erst 2014 stieg das Arbeitsvolumen – nach fast zwanzig Jahren – wieder über den Stand von 1995; im Jahr 2015 lag es bei 58,9 Mrd Stunden.
Wenn 2015 in nur wenig mehr Arbeitsstunden wesentlich mehr produziert werden konnte als 1995, bedeutet dies eine entsprechende Steigerung der Produktivität. In der Tat kletterte die Produktionsleistung je Erwerbstätigenstunde nach den Daten des Statistischen Bundesamtes im Zeitraum von 1995 bis 2015 preisbereinigt um 28 %.
Zu solcher Leistungssteigerung waren die Erwerbstätigen auch deshalb imstande, weil der Produktionsapparat durch die Investitionstätigkeit der Unternehmen und der öffentlichen Hand beständig modernisiert und die Produktionsabläufe rationalisiert wurden. Folgt man den Ergebnissen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, so standen in Deutschland Ende 2015 Produktionsanlagen mit einem Neuwert von 17,3 Billionen € zur Verfügung. Preisbereinigt vergrößerte sich der Kapitalstock – das Bruttoanlagevermögen der deutschen Wirtschaft – zwischen 1995 und 2015 um 38 %. Betrachtet man den Kapitalstock im Verhältnis zur Erwerbstätigenzahl (also die Kapitalaustattung je Erwerbstätigen), erhält man die sogenannte Kapitalintensität. Mit ihr lässt sich die Entwicklung des Produktionsfaktors Kapital im Verhältnis zum Produktionsfaktor Arbeit abbilden: Von 1995 bis 2015 nahm die Kapitalintensität um 22 % zu, das Arbeitsvolumen blieb dagegen annähernd konstant. Diese Entwicklung kann daher auch so gedeutet werden, dass Arbeit in erheblichem Umfang durch Kapital ersetzt wurde.
Ausgabe: | 01/2017 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |