Deutschlands Wirtschaft 2010-2020

Infografik Nr. 200511
In den 1990er Jahren fiel die deutsche Wirtschaft gegenüber den Partnerländern in der EU, vor allem aber gegenüber den USA deutlich zurück. Anhaltende strukturelle Probleme lähmten die wirtschaftliche Dynamik und verhalfen Deutschland zu dem wenig schmeichelhaften Ruf als „kranker Mann Europas“. Die Ursachen der Wachstumsschwäche lagen u.a. in den nachwirkenden Belastungen durch die deutsche Einigung und im aufgestauten Reformbedarf in der Steuer-, Sozial- und Wirtschaftspolitik. Hinzu kamen äußere Faktoren wie der verschärfte Wettbewerbsdruck auf den Weltmärkten. Nach dem Platzen der New-Economy-Blase des Jahres 2000 konnte sich die deutsche Wirtschaft bis 2006 nicht aus ihrer Stagnation befreien. Die Arbeitslosigkeit als sichtbarstes Zeichen der Krise stieg 2005 auf nahezu 12 %.
Inzwischen waren aber Prozesse in Gang gekommen, die der Bundesrepublik wieder zu größerer Leistungsfähigkeit verhalfen. So setzten die Unternehmen auf tiefgreifende Rationalisierungsmaßnahmen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die Gewerkschaften trugen mit ihrer moderaten und flexiblen Tarifpolitik zur Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit bei. Und die Politik gab sich mit der Agenda 2010 ein Programm umfassender sozial- und wirtschaftspolitischer Reformen. Die dadurch eingeleitete Gesundung der deutschen Wirtschaft war von so dauerhafter Wirkung, dass die aufeinanderfolgenden Krisen des nächsten Jahrzehnts vergleichsweise glimpflich überstanden wurden: In der Finanz- und Wirtschaftskrise schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt 2009 zwar um 5,7 %, doch wurde ein dramatischer Anstieg der Arbeitslosigkeit vermieden. Die im Anschluss daran aufflammende Euro-Schuldenkrise warf hartnäckigere Probleme auf. Ab 2013 belebte sich die Wirtschaftstätigkeit in Deutschland aber wieder. Das Beschäftigungsniveau stieg bis 2019 weiter an; die Arbeitslosigkeit sank; der private Konsum übernahm zunächst die Rolle des Konjunkturmotors, aber auch der Export kam wieder in Schwung. Als hilfreicher Sonderfaktor erwies sich die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Haushaltsüberschüsse (ab 2014) halfen beim Schuldenabbau und erweiterten den staatlichen Handlungsspielraum.
Diese positive Entwicklung kam im Frühjahr 2020 zu einem plötzlichen Halt, nachdem 2019 schon eine Abschwächung der Konjunktur spürbar war: Die Corona-Pandemie schickte die Wirtschaft weltweit auf Talfahrt. Das deutsche BIP sank 2020 um 4,8 % und nur durch massive staatliche Hilfsprogramme konnte ein noch tieferer Absturz abgewendet werden. Nach Überwindung der Krise zeichnen sich in der Sozial-, Energie- und Klimaschutzpolitik weitere große Herausforderungen für die deutsche Volkswirtschaft ab.
Ausgabe: | 10/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |