Arbeit ab 55
Infografik Nr. 247156
Bis Mitte der 2030er Jahre gehen die Angehörigen der geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Daraus erwachsen Probleme für den Arbeitsmarkt und die Altersversorgung. Manche Vorschläge zielen darauf ab, sie länger arbeiten zu lassen und dadurch den Übergang zu strecken. Das ZAHLENBILD zeigt aber, dass die Erwerbstätigkeit der älteren Jahrgänge schon seit langem ansteigt.
Bis Mitte der 2030er Jahre gehen die Angehörigen der geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge, die sogenannten Babyboomer, in Rente. Sie hinterlassen große Lücken auf dem Arbeitsmarkt, während die Aufwendungen für ihre Gesundheits- und Altersversorgung massiv ansteigen. Daher werden Forderungen nach politischen Reformen laut, die diesen Übergang strecken und die Sozialsysteme entlasten (u.a. durch weitere Anhebung des Renteneintrittsalters, stärkere Beteiligung der Boomer an den steigenden Alterslasten). Man darf aber nicht übersehen, dass die Anpassung an die veränderten demografischen Verhältnisse längst im Gang ist.
So ist schon seit Jahren eine allmähliche Verlängerung der Lebensarbeitszeit zu beobachten. Immer mehr Menschen sind auch weit in der zweiten Lebenshälfte noch beruflich aktiv. Nimmt man allein die letzten 20 Jahre, ist die Erwerbsbeteiligung der 55- bis 64-Jährigen in dieser Zeit beträchtlich angestiegen: 2004 gingen in Deutschland erst 41% dieser Altersgruppe einer Erwerbstätigkeit nach, 2024 dagegen schon mehr als 75%. Von den Männern zwischen 55 und 64 waren zuletzt 79% erwerbstätig, von den Frauen fast 72%.
Wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hatten die Rentenreformen der 1990er Jahre, die das gesetzliche Renteneintrittsalter schrittweise von 65 auf 67 Jahre anhoben und die Möglichkeiten der Frühverrentung deutlich einschränkten. Wer eine Rente ohne Abschläge beziehen will, muss deshalb heute wesentlich länger arbeiten gehen, als es noch vor zwanzig Jahren erforderlich war. Zugleich sind die Menschen heute im Allgemeinen aber auch länger leistungsfähig. Verbesserungen im Gesundheitssystem trugen zur Verlängerung der Lebenserwartung bei. Eine wichtige Rolle spielte auch der Rückgang körperlich stark belastender Tätigkeiten und die zunehmende Beschäftigung im Dienstleistungssektor.
Hohe Belastung im Arbeitsalltag, wenig motivierende Arbeitsbedingungen und frühzeitigen Verschleiß gibt es aber immer noch. Und das vor allem in Tätigkeiten, für die keine besonderen Bildungsvoraussetzungen verlangt werden. Das wirkt sich auf die Erwerbsbeteiligung aus. So waren von den 55- bis 64-Jährigen mit niedrigem Bildungsgrad (Sek I und darunter) 2024 nur 60% erwerbstätig (Männer: 66%, Frauen 55%). Von den Menschen mit hohem Bildungsgrad (berufsorientierte Bildung nach Sek II, Hochschulabschluss) gingen in dieser Altersgruppe jedoch mehr als 83% (Männer 86%, Frauen 80%) einer Erwerbstätigkeit nach. Das heißt: je höher der Bildungsgrad, desto größer die Bereitschaft und die Fähigkeit, in fortgeschrittenem Alter noch zu arbeiten.
| Ausgabe: | 10/2025 |
| Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
| Reihe: | 53 |
| Reihentitel: | Zahlenbilder |