Arbeitskämpfe in Deutschland

Arbeitskämpfe in Deutschland

Infografik Nr. 244111

Konflikte in der Arbeitswelt werden in Deutschland seltener als in vielen anderen Ländern durch Arbeitskämpfe ausgetragen. Aber in den letzten Jahren war das doch wieder häufiger der Fall. Verfolgen Sie in diesem ZAHLENBILD die Entwicklung des Streikgeschehens seit 1990. Und vergleichen Sie die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit mit denen der Gewerkschaften!

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In Deutschland spitzen sich Arbeitskonflikte im Allgemeinen nicht so scharf zu und werden rascher beigelegt werden als in vielen anderen Ländern. Das ist nicht zuletzt auf die starke Verrechtlichung der Arbeitsbeziehungen und das Vorhandensein wirksamer Konfliktregelungsmechanismen zurückzuführen. In der Regel gelingt es Gewerkschaften und Arbeitgebern, auf dem Verhandlungsweg zu einem sozialen Interessenausgleich zwischen beiden Seiten zu finden. Erst wenn Verhandlungen und anschließende Schlichtungsverfahren scheitern, können die Arbeitnehmer darüber entscheiden, ob sie durch kollektive Arbeitsniederlegung weiter Druck machen wollen. Während des Streiks besteht das Arbeitsverhältnis fort. Die Arbeitgeber dürfen Streikende nicht fristlos entlassen, können aber ihrerseits vom Kampfmittel der Aussperrung Gebrauch machen, um die Auseinandersetzung zu ihren Gunsten zu entscheiden. Jeder Arbeitskampf muss sich auf ein tarifpolitisches Ziel richten. Streik oder Aussperrung während der Laufzeit tariflicher Vereinbarungen stellen einen Verstoß gegen die Friedenspflicht beider Vertragsparteien dar.

In der früheren Bundesrepublik erreichten die Arbeitskämpfe ihre größte Intensität 1984 mit 5,6 Mio ausgefallenen Arbeitstagen und 537000 betroffenen Arbeitnehmern. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen stand die gewerkschaftliche Forderung nach der 35-Stunden-Woche. In den großen Streiks des Jahres 1992, nach der deutschen Einigung, ging es in erster Linie um höhere Löhne. In der Folge sahen sich die Gewerkschaften aber zunehmend in die Defensive gedrängt. Erst ab 2002 verstärkte sich die Arbeitskampfintensität wieder. Häufig setzten sich die Arbeitnehmer nun gegen Betriebsschließungen, Arbeitsplatzverlagerungen und verschlechterte Arbeitsbedingungen zur Wehr. Große Flächenstreiks fanden seltener statt; dagegen wurde in einer zunehmend zersplitterten Tariflandschaft öfter um Firmentarife gestritten. Zudem verlagerte sich das Streikgeschehen mehr und mehr in den Bereich der Dienstleistungen. Beispiele dafür sind die Streiks des Jahres 2015 bei der Post und im Erziehungs- und Sozialwesen. Vor dem Hintergrund der hohen Inflation kam es 2023 und 2024 wieder häufiger zu Streiks um höhere Löhne. Betroffen war fast die ganze Breite der Industrie, des Baugewerbes und des öffentlichen Dienstes.

Die offizielle Streikstatistik der Bundesagentur für Arbeit beruht auf Meldungen der Arbeitgeber. Berechnungen des gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) kommen zu deutlich höheren Zahlen, was Streikbeteiligung und -umfang angeht. So registrierte die BA 2024 rund 480000 Ausfalltage, laut WSI gingen jedoch rund eine Million Arbeitstage durch Arbeitskämpfe verloren. 

Ausgabe: 12/2025
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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