Unbesetzte Ausbildungsplätze
Infografik Nr. 264385
Die deutsche Wirtschaft leidet zunehmend unter Fachkräftemangel. Das schafft eigentlich gute Aussichten für junge Leute, die in eine betriebliche Ausbildung einsteigen wollen. Aber ihre Vorstellungen und die Angebote der Betriebe passen oft nicht zusammen. Sehr viele Lehrstellen bleiben deshalb unbesetzt. Warum ist das so? Und welche Branchen sind am stärksten betroffen?
Der Mangel an Fachkräften ist eine der schwierigsten Herausforderungen, mit denen die deutsche Wirtschaft zu kämpfen hat. Und die Probleme werden noch zunehmen, wenn die Erwerbstätigen aus den geburtenstarken 1960er Jahrgängen bis 2030 nach und nach in Rente gehen. Für junge Leute, die eine betriebliche Berufsausbildung anstreben, müsste das eigentlich hervorragende Aussichten bieten. Und tatsächlich hat sich der Ausbildungsmarkt, auf dem es lange Jahre an Lehrstellen fehlte, in einen Bewerber- Markt verwandelt, wie das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) feststellt: Seit 2022 überwiegt das Angebot die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Rein rechnerisch sind also genügend Lehrstellen vorhanden. Trotzdem bleiben sehr viele Ausbildungswillige unversorgt, während in den Unternehmen ein beträchtlicher Anteil der vorhandenen Ausbildungsplätze nicht besetzt werden kann. Die Lehrstellenangebote der Arbeitgeber und die Wünsche und Vorstellungen der Bewerber gehen offenbar häufig aneinander vorbei.
Im Rahmen seines Betriebspanels, einer repräsentativen Befragung von rund 15 000 Betrieben aller Größenordnungen und aller Branchen, erkundet das IAB, wie viele Ausbildungsplätze jährlich unbesetzt geblieben sind. Danach lag der Anteil der unbesetzten Ausbildungsplätze 2010 im Durchschnitt bei 15 % und stieg danach fast kontinuierlich an. 2023 erreichte er die Marke von 35 %, das heißt mehr als ein Drittel der verfügbaren Lehrstellen wurde nicht vergeben. Dabei hatten Kleinstbetriebe mit bis zu 9 Beschäftigten besonders schlechte Karten: von ihren Ausbildungsplätzen blieben sogar 57 % unbesetzt. Kleinbetriebe (10-49 Beschäftigte) verzeichneten eine Nichtbesetzungsquote von 42 %, bei Mittelbetrieben (50-499 Beschäftigte) belief sie sich auf 29 %, während Großbetriebe (ab 500 Beschäftigte) mit 12 % eine erheblich niedrigere Quote unbesetzter Ausbildungsplätze aufwiesen.
Betrachtet man die Situation in den einzelnen Branchen, sind deutliche Unterschiede festzustellen. So weisen die öffentliche Verwaltung, Verbände und ähnliche Organisationen mit 10 % den niedrigsten Anteil unbesetzter Lehrstellen auf, während im Baugewerbe (mit 46 %) und bei personennahen Dienstleistungen wie dem Friseurgewerbe (mit 45 %) fast jeder zweite Ausbildungsplatz offen bleibt. Zu den Gründen befragt, sagen im Durchschnitt 36 % der Betriebe, es hätten sich zu wenige Bewerber gemeldet, und 51 %, es hätten sich keine geeigneten Bewerber gefunden. Nach Auffassung der Betriebe liegt das häufig am schlechten Image der Branche oder an zu wenig attraktiven Arbeitsbedingungen.
Ausgabe: | 09/2024 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |