Arbeit lohnt sich
Infografik Nr. 287111
Nach der Einführung des Bürgergelds und seiner kräftigen Erhöhung Anfang 2024 gab es eine lebhafte öffentliche Diskussion, ob es sich überhaupt noch lohne, niedrig bezahlte Arbeit aufzunehmen. Modellrechnungen des ifo-Instituts zeigen indessen, dass Erwerbstätige deutlich besser fahren als die Bürgergeldbezieher. Sehen Sie unterschiedliche Haushaltskonstellationen im Vergleich!
Lohnt sich Arbeit überhaupt? – diese Frage steht nach der Bürgergeldreform 2023 und der kräftigen Erhöhung des Regelsatzes zum 1.1.2024 wieder einmal im Mittelpunkt politischer Diskussionen. In der Frage schwingt die Vermutung mit, dass es für Bezieher von Bürgergeld kaum einen Arbeitsanreiz gibt, da sie sich durch die Aufnahme einer Beschäftigung finanziell nicht verbessern und manchmal sogar schlechter dastehen würden. Bis 2010 gab es ein gesetzliches Lohnabstandsgebot. Ihm zufolge durfte die Sozialhilfe nicht höher sein als der Verdienst aus einer niedrig bezahlten Beschäftigung. Wie steht es damit unter den Bedingungen des Jahres 2024?
Um darauf eine Antwort zu finden, hat das Münchner ifo-Institut für vier typische Haushaltskonstellationen berechnet, wie sich das verfügbare Einkommen von Transferempfängern einerseits und Beschäftigten mit Niedriglöhnen andererseits unterscheidet: für einen Single-Haushalt ohne Kinder, für Alleinerziehende mit zwei Kindern, ein Alleinverdiener-Paar mit zwei Kindern und ein Doppelverdiener-Paar, in dem beide je die Hälfte zur Haushaltskasse beitragen, ebenfalls mit zwei Kindern. Dabei wird verglichen, wie sich die Einkommenssituation nach Abzug von Steuern, Sozialbeiträgen, Miete und Heizkosten darstellt. Bei der Miete werden zwei Kostenstufen berücksichtigt, weil es von ihrer Höhe abhängt, wie viel Geld ein Erwerbstätigen- Haushalt nach der Mietzahlung noch zur Verfügung hat. Das Fazit: Trotz der starken Anhebung des Bürgergelds besteht weiterhin ein deutlicher Abstand zwischen den Einkommen von Transferempfängern und denen von Erwerbstätigen, so dass sich Arbeit in Vollzeit selbst bei niedrigen Löhnen lohnt. Legt man dem Vergleich zum Beispiel eine Vollzeitbeschäftigung zum Mindestlohn von 12,41 € zugrunde, ergibt sich ein Brutto-Arbeitsverdienst von etwas mehr als 2 000 € im Monat. Je nach Haushaltssituation erhöht sich das durch Arbeit erwirtschaftete Einkommen noch durch Wohngeld, Kindergeld und Kinderzuschlag. Der Einkommensabstand zum Bürgergeld-Haushalt beträgt dann jeweils mehrere Hundert Euro.
Die ifo-Berechnungen verweisen allerdings auf ein Problem, das im Sozialrecht häufiger begegnet: Da Transferleistungen nur bis zu bestimmten Einkommensgrenzen gezahlt werden, verspricht es oft kaum einen Vorteil, diese Grenzen durch Mehrarbeit oder den Wechsel in eine besser bezahlte Tätigkeit zu überspringen. Dem Mehrverdienst aus Arbeit stünde dann der Wegfall der Transferleistungen gegenüber. Laut ifo erwächst daraus ein langfristiger Reformbedarf: Es sollte gelingen, die Transferentzugrate in solchen Grenzfällen abzumildern und dadurch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit attraktiver zu machen.
Ausgabe: | 04/2024 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |